Die PlayStation 5 Slim macht das Unmögliche möglich
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Die PlayStation 5 Slim macht das Unmögliche möglich

Überraschung: Das Laufwerk lässt sich austauschen – und zwar ganz leicht.

Wir schreiben das Jahr 2023 und Sony ist der erste Hersteller von Spielekonsolen, der es möglich macht, das Laufwerk einer wichtigen Spielekonsole auszutauschen. Man braucht nicht einmal Werkzeug dafür, und die Kopplung an die Konsole ist so einfach, wie man es sich nur vorstellen kann. Natürlich explodierte sofort der Markt für illegal kopierte Spiele und Sony sieht dem Bankrott entgegen – Moment mal, das stimmt doch gar nicht. Die PlayStation 5 Slim wurde veröffentlicht und alles läuft … prima!

Haben uns die Konsolen-Hersteller nicht jahrelang erzählt, optische Laufwerke müssten unbedingt mit dem Mainboard der Konsole gekoppelt sein, damit keine Katastrophe passiert? Haben sie nicht Lobbyarbeit bis zum Umfallen betrieben und so ziemlich alle Argumente ins Feld geführt, die ihnen zu Raubkopien, Copyright und logistischen Schwierigkeiten einfielen, nur damit normale Menschen genau diese Reparatur nicht selbst durchführen?

Es kommt einem fast so vor, als wäre es eigentlich doch nicht so schwierig gewesen, auf die Kopplung optischer Laufwerke zu verzichten, oder nicht? Aber bitte, wir freuen uns immer, wenn wir reparaturfreundliches Design sehen und geizen auch nicht mit Anerkennung, wenn sie verdient ist. Also nun, Vorhang auf für die 2023 PlayStation 5 Slim: Wir beleuchten das Gute, das Schlechte und das Merkwürdige in dieser Konsole. 

Das Gute: Demontage und Zusammenbau

Was die Hardware betrifft, sind Spielekonsolen meistens ziemlich einfach gestrickt: Die Xbox ist zum Beispiel eine Windows-Maschine in einer anderen, nun ja, Box. Aber diese – nennen wir es Effizienz – bedeutet nicht unbedingt, dass sie auch leicht zu öffnen sind. Und da tut sich Sonys neueste Errungenschaft deutlich hervor.

Austauschbare Panels sind praktisch – und profitabel

Man braucht nur einen Blick drauf zu werfen und weiß, dass diese PlayStation gebaut wurde, um geöffnet werden zu können. Die seitlichen Abdeckungen – vier anstelle der zwei bei der Original-PS5 – lösen sich leicht, wenn man sie etwas biegt. Die Slim Edition ist natürlich nicht so viel kleiner, aber es ist trotzdem schön, dass die geringere Größe nicht bedeutet, dass sie schwieriger zu öffnen ist. Wir sagen immer, dass schlank nicht unreparierbar bedeutet. Wir sagen auch, dass Reparatur nicht nur den Verbraucher:innen Geld spart, sondern auch den Herstellern selbst. Und wenn man die Abdeckungen selbst austauschen kann, braucht Sony nicht mal ein Reparatur-Netzwerk! Sie müssen nur einen Onlineshop für einzigartige Farben und ein paar Partnerschaften einrichten und können sich über den Profit freuen. Außerdem bewirkt Personalisierung eine stärkere Bindung zu einem Produkt – und eine stärkere Markenbindung.

Hilfreiche Markierungen erleichtern den Zusammenbau

Wenn die Abdeckungen ab sind, sieht man sofort, dass Sony nicht nur damit rechnet, dass Leute ihre Konsolen selbst reparieren – das wird sogar gefördert. Alle vier Abdeckungen sind mit den ikonischen Button-Symbolen gekennzeichnet – Dreieck, Quadrat, Kreis und „X“ – was nicht nur den Wiedererkennungswert steigert, sondern es auch leichter macht, die Abdeckungen wieder an ihren richtigen Stellen einzubauen. Die Abdeckung über dem optischen Laufwerk ist dabei mit einem Kreis versehen – nette kleine Merkhilfe!

Außerdem gibt es innen Pfeile, markierte Schraubenlöcher (zwei Punkte für lange, ein Punkt für kurze Schraube) und Kennzeichnungen an den Befestigungslöchern für die M.2 SSD – viele kleine, freundliche Hilfestellungen für DIY-Reparateure also. Keine versteckten Schrauben in Sicht, und auch keine ominösen Warnaufkleber.

Upgrades für die Unsterblichkeit

Das beste Feature ist eines, das wir vorhin schon erwähnt haben: Der leichte Austausch des optischen Laufwerks, für den man nicht mal Werkzeuge braucht. Einfacher kann man es wirklich nicht machen! Idealerweise gäbe es hierzu noch eine Anleitung, und es wäre schön, wenn Sony auch zusagen würde, Ersatzteile verfügbar zu machen, aber abgesehen davon gibt es hier nicht viel, was wir ändern würden. Keine Schrauben, keine empfindlichen Kabel – man kann das Laufwerk einfach rausnehmen, als wäre es ein USB-Stick. Absolut fantastisch.

Und natürlich ist da noch der erweiterbare Speicher-Slot, in einem praktischen Standard-M.2-Format, mit nicht nur einem, sondern gleich fünf Schraubenlöchern – je nachdem, nach welcher Größe dir und deinem Geldbeutel zumute ist. In einer Welt, wo Cloud-basiertes Streaming das Ein und Alles ist, ist es schön, dass Sony den Wert solider Hardware anerkennt.

Das Schlechte: Reparatur mit Fußnote

Natürlich ist niemand perfekt, und das gilt auch für Spielekonsolen. Es war klar, dass sie nicht einfach über Nacht traumhaft reparierbar werden würden. Trotz aller beeindruckenden Features hat die PlayStation 5 Slim ein paar Mankos, die es noch zu beseitigen gilt.

Nicht schon wieder: Teilekopplung

Wir haben jetzt schon ein paar Mal erwähnt, wie beeindruckend leicht es war, das optische Laufwerk auszutauschen, aber eines ist ganz klar: Teilekopplung ist reparaturfeindlich. Auch wenn der Vorgang so einfach ist, wie es nur geht, braucht man immer noch eine Internetverbindung und muss immer noch das Laufwerk mit dem Mainboard der Konsole koppeln. Erwarten wir, dass Sony das optische Laufwerk plötzlich lahmlegt? Nein, nicht wirklich. Aber können wir uns eine Welt vorstellen, in der eine instabile Internetverbindung dafür sorgt, dass dein Laufwerk für immer im Verbindungsprozess hängenbleibt? Leider ja.

Auch wenn es nicht aus böser Absicht geschieht, ist es möglich, dass dieser Teilekopplungs-Service irgendwann offline geht. Vielleicht gibt es mal ein Software-Problem oder digitale Barrieren von anderer Seite. Und wenn diese dann umgangen werden, ist Sony sicherlich nicht begeistert.

Die wirklich reparaturfreundliche Lösung ist einfach: Lasst die Teile einfach Teile sein. Genau wie dein Auto, dein Fahrrad oder dein Toaster: Wenn es dir gehört, sollte es möglich sein, einzelne Teile davon zu ersetzen.

Von hinten durch die Schraube zum Lüfter

A false-color X-ray of the PlayStation 5

Die Röntgenbilder, die Creative Electron uns geschickt hat, zeigen einen ziemlich beeindruckenden Lüfter. Ich war enttäuscht, als sich herausgestellt hat, dass dieser Lüfter nicht leicht auszubauen ist – obwohl er seine eigene Abdeckung hat. Auch kann man das äußere Gitter nicht zur Reinigung abnehmen, weil das Plastik an mehreren Stellen verschweißt ist. Man muss stattdessen von der anderen Seite an den Lüfter heran, wobei ein Stecker unter einem Aufkleber verborgen ist. Nicht das Schlimmste, was wir je gesehen haben, aber toll finde ich es auch nicht – denn dies ist ein wichtiges Bauteil, an das man leicht herankommen sollte.

Das Merkwürdige

Manchmal gibt es Hardware-Entscheidungen, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob sie nun wirklich schlecht sind – aber sie sehen jedenfalls nicht besonders gut aus, also hier noch ein kleiner Bonus für dich.

Keine Öffnungs-Verhinderungs-Sticker mehr

Wenn eine Schraube mit einem Aufkleber bedeckt ist, ist das ein schlechtes Zeichen – was will man hier verbergen? Und wenn man einem Aufkleber ansehen kann, dass er schon einmal abgelöst wurde, klingeln die Alarmglocken. Magnusson Moss und die Federal Trade Commision (FTC) der USA, die für fairen Wettbewerb und Verbraucherschutz zuständig ist, haben zwar klargestellt, dass eine erfolgreiche Reparatur niemals dazu führt, dass die Garantie erlischt. Und das bedeutet auch, dass „warranty void“-Aufkleber und ähnliche Warnungen illegal sind. Ein Aufkleber, unter dem sich die bekannten PlayStation-Symbole zeigen, wenn man ihn abknibbelt, bricht zwar nicht unmittelbar diese Garantie-Gesetze. Aber wenn er mal abgeknibbelt wurde, kann Sony das sehen. Dabei dürfte es das Unternehmen doch gar nicht interessieren, ob der Sticker mal abgelöst wurde oder nicht. Es sind genau solche Schachzüge, die den Herstellern im Gerangel um Garantiefälle die Oberhand geben. Vor allem, wenn so ein Sticker eigentlich nur am Mittelrahmen angebracht ist, ist er eine klare Botschaft von Sony: Ein paar Reparaturen dürft ihr schon machen. Aber eben nicht alle. Und ganz klar ist es Sony selbst, das entscheidet, welche wir durchführen „dürfen“.

Was wir vom Teardown mitnehmen

Im gerade ausklingenden Jahr wurden wichtige Meilensteine erreicht für das Recht auf Reparatur. Aber manchmal gehen dabei die vielen kleinen, leisen Errungenschaften unter. Wir freuen uns sehr, wenn wir sehen, dass Hardware-Ingenieure und Produkt-Designerinnen sich Reparierbarkeit zu Herzen nehmen. Es ist offensichtlich, dass sie an DIY glauben und stolz darauf sind, Geräte zu entwickeln, die lange halten. Auseinanderbau ohne Werkzeuge, hilfreiche Hinweise für den Zusammenbau, flexibel aufrüstbarer Speicher und ein unfassbar leicht austauschbares Laufwerk – das ist ein wahrhaft reparierbares Design.

Aber auch die beste Hardware der Welt kann an Softwaresperren fallen. Solche Barrieren können errichtet und verändert werden, ohne dass jemand etwas mitbekommt. Nun, da immer mehr Gesetze zum Recht auf Reparatur erlassen werden, bin ich sicher, dass Designs wie die neueste PlayStation 5 bald von diesen Reparatur-Hürden erlöst werden. Aber wenn das geschehen soll, müssen wir etwas dafür tun.

Informiere dich über die Beschränkungen, denen die Reparatur von Spielekonsolen unterliegt, und bring dich ein. Wir haben noch viel vor.

Dieser Artikel wurde übersetzt von Maria Parker.